Von den Wittelsbachern bis zu den Todesmärschen
Eröffnung des Raumes „Stadtgeschichte“ im Schwarzachtaler Heimatmuseum
Am Internationalen Museumstag, Sonntag, den 17. Mai, wurde der Raum „Stadtgeschichte“ freigegeben. In ihm wird dem Besucher anhand von originalen Exponaten und aus halb Europa zusammengetragenen Abbildungen und Kopien am Beginn des Museumsrundgangs die 1000-jährige Geschichte der Stadt Neunburg vorm Wald in komprimierter Form nahegebracht.
Gegliedert ist der Raum „Stadtgeschichte“ in die nachfolgend genannten Unterabteilungen:
Die Wittelsbacher in Neunburg – Rathaus/Stadtverwaltung – Schiltenhilm/Stadtbefestigung / Peter Unverdorben – Neunburg im Bild (Grafiken und Gemälde) – Altlandkreis Neunburg v. W. –
Ämter / Behörden / Institutionen – Kirche und Orden –
Verkehrswesen (Straße, Fahrrad, Post und Eisenbahn)– 3. Reich./ Todesmärsche / Amerikaner
Den Beginn macht die Abteilung „Die Wittelsbacher in Neunburg“, die nochmals gegliedert ist in die Unterabteilungen:
„Wittelsbacher – Pfälzer Linie“
- Stammbaum der Wittelsbacher
- spätgotische Wappensteine vom Wartturm des „Alten Schlosses“
- die "Neunburger Wittelsbacher" in originalen Grafiken und
- Reproduktion der Stiftungsurkunde des Neunburger Spitals von König Ruprecht
- Baupläne vom Burgbereich, 1891.
„Hussitenzeit / König Christoph von Dänemark, Schweden und Norwegen“
- originale Grafiken und Reproduktionen zur Schlacht von Hiltersried, 1433
- originale Grafiken und Reproduktionen von König Christoph und seiner Gattin Dorothea
- Reproduktion der Urkunde zur „Morgengabe“ des Königs Christoph an Dorothea
- Baupläne vom „Neuen Schloss“, 1891.
Die Abteilung „Rathaus / Stadtverwaltung“ widmet sich dem früheren und auch noch heutigen Verwaltungszentrum der Neunburger Bürgerschaft. Ausgestellt sind:
- künstlerisch gestaltete Ansichten, Fotos und Pläne vom Neunburger Rathaus
- das Stadtwappen und Amtstafeln
- originale Hellebarde des Nachtwächters aus der Zeit um 1900
- Satzungen und Verordnungen der Stadt
- Behördenstempel und Siegelstöcke/Typare
- Wachsabgüsse von Siegeln mit dem Stadtwappen aus verschiedenen Jahrhunderten
- zwei originale Pergamenturkunden mit der Erneuerung der zuvor zugesprochenen Freiheiten, Rechte und Privilegien durch den bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria 1665 und von Kurfürst Maximilian Joseph von 1755.
Im Zentrum der Abteilung „Schiltenhilm / Stadtbefestigung / Peter Unverdorben“ steht der sog. Schiltenhilm, der früher als Pulver- und Hungerturm genutzt wurde und in dem Peter Unverdorben als Gefangener sein „Todeslied“ verfasst hat. Sie enthält:
- die Rekonstruktion der vollständigen Stadtbefestigung Neunburgs in früherer Zeit
- historische Ansichten, Pläne und Fotos des Schiltenhilms
- das „Todeslied“ des Peter Unverdorben, Kopie des Originals der spätmittelalterlichen Volksballade mit einer entsprechenden Erklärung
Die umfangreiche Abteilung „Neunburg im Bild / Stadtansichten“ beinhaltet die verschiedensten Ansichten der Stadt Neunburg vorm Wald in den diversen Techniken:
- historischen Stichen (Merian, Bodenehr, Ertl und Götz)
- Gemälde und Zeichnungen von verschiedenen Künstlern (u. a. Cajetan Pacher, Georg Dorrer) in unterschiedlichen Techniken.
Zum Thema „Altlandkreis Neunburg vorm Wald“ finden sich am Wandtableau
- Portraitgemälde der Baroness von Saur (Herrin auf Zangenstein) und des Barons von Horneck (Hofmarksherr auf Dieterskirchen).
- handgeschnitzte Wappen der Gemeinden im Altlandkreis
- Ansichten auf Grafiken („Sulzbacher Kalender“ und Ansichtskarten von G. Dorrer) in den Tischvitrinen sind ausgestellt:
- Objekte, die den Amtsbetrieb dokumentieren
- Fotos mit dem letzten Kreistag und den beiden Landräten Gregor Hartl und Max Stadlbauer.
„Kirche und Orden“ ist ein weiterer, für Neunburg wichtiger Aspekt im Raum „Stadtgeschichte“. Auf einem Großtableau und in zwei Tischvitrinen werden gezeigt:
- interessante historische Objekte zu dem Thema
- Grafiken und Fotos von den Neunburger Kirchen
- Zeichnungen des Franziskanerklosters von Georg Dorrer
- Zeichnungen und Abbildungen von den Ordensgründern der Armen Schulschwestern Sr. Maria Theresia Gerhardinger und Franz Sebastian Job,
- sowie von den Neunburger Bischöfen Gregor-von-Scherr und "Kongobischof" Josef Weigl
Die Sektion „Ämter, Behörden und Institutionen“, zeigt am Wandtableau:
- Grenztafeln zu den früher angrenzenden Landkreisen (gegossen im Hüttenwerk Bodenwöhr)
- unterschiedlichste Amtstafeln (Belege für die „Ämterstadt“ Neunburg vorm Wald)
- schmiedeeiserne Wetterfahne mit den Jahrezahlen „1605“ und „1862“ (Verweis auf die ehemalige Lateinschule der Reformationszeit und die alte Knabenschule)
In den Tischvitrinen sind ausgestellt:
- der von Laubmaier 1866 gezeichnete Plan für die Knabenschule
- Griffelschachtel und Schreibzeug aus Holz
- Schiefertafel mit Schwamm und Griffel
- Fotos von Schulklassen
- Fotos von Amtsgebäuden, früher in Neunburg ansässiger Behörden und Institutionen (u. a. Pfalzgraf-Johann-Kaserne, Krankenhaus, Landwirtschaftsamt, Vermessungsamt, Forstamt)
- schwere geschmiedete eiserne Fußfesseln als Blickfang, Relikte der Rechtspflege (Erinnerung an das Landgericht Neunburg).
Entlang der Nordwand des Raumes wird eine Art „Verkehrsachse“ präsentiert. Mit der Sequenz „Straße“ wird die besondere Lage Neunburgs an der alten Handels- und Heerstraße von Nürnberg über Amberg nach Pilsen und Prag aufgezeigt, im Altstraßensystem der südlichste Bogen der „Goldenen Straße“.
Exponate „Straße“
- Kilometerstein, Landrichter in einer Sänfte,
- Hochrad, Erinnerungen an den Arbeiter-Radfahrerverein „Solidarität“
- Fotos zum Thema Verkehr
Seit dem 17. Jh. lag die Stadt zugleich an der alten Postroute nach Böhmen – mit Posthaltereien in Fuhrn, Kemnath und Neunburg.
Exponate „Post“
- Uniform eines kgl. bay. Postillions,
- ein Rad der letzten Postkutsche von 1914
- ein Postwägelchen, Postzubehör Fotos der alten Postämter und „Postler“
Die 3. Abteilung beim „Verkehrswesen“ erinnert an die Lokalbahn Bodenwöhr-Neunburg von 1896 und die Fortsetzung nach Rötz mit der Haltestelle „Ostbahnhof“. Auf dieser Eisenbahnstrecke wurden Personen und Güter transportiert – besonders wichtig für die Glasschleifen im Schwarzachtal.
Exponate "Bahn"
- in Uniform ein Bahnbeamter
- Panorama der Bahnstrecke Diarama „Ostbahnhof“ - gestiftet von Johannes Wiemann - gebaut von den Eisenbahnfreunden
- Flügelsignal aus Bodenwöhr
- Erinnerungen an den Ostbahnhof
- historische Fotos und Eisenbahn-Zubehör
Abteilung Post und Bahn
Abteilung "Drittes Reich - Todesmärsche und Amerikaner"
3. Reich – Todesmärsche – Amerikaner
Einem eher düsteren Kapitel der Stadtgeschichte widmet sich die letzte Abteilung, in der der Besucher anhand von zeitgenössischen Exponaten und in einer Medienstation das Wichtigste zu Neunburg im 3. Reich, den sog. Todesmärschen vom KZ Flossenbürg und zur Amerikanischen Militärregierung direkt nach dem Ende des II. Weltkriegs erfahren kann.
Als Exponate sind zu diesen drei hochaktuellen Themen in einer Koje zu sehen:
„3. Reich“
- BDM-Tagebuch – Mitgliedskarten für NS-Organisationen
- NS-Orden und -Abzeichen an der Wand: Fotomontage mit historischen Fotos
- Stadtplan „“braunes Neunburg“ - Propagandatafel
- Soldatenkreuz – Gefallenenliste
„Todesmärsche“
- Grab-/Gedenksteine für ehem. KZ-Häftlinge
- Original-Sonderseite aus der amerikanischen Truppenzeitung „Yank“
- an der Wand: Foto-Montage – KZ Flossenbürg - Routen, Exhumierung und Beerdigung der Leichen
- in Neunburg, Neukirchen-Balbini und Zeitlarn
„Amerikaner“
- Original-Dokumente der amerikanischen Besatzungszeit
- an der Wand: Amtsschilder der amerikanischen Militärregierung
- Foto-Montage zur amerikanischen Besatzungszeit